Walsichtungen, Ruminseln, und ghanaischer Advent

Ganz zu Anfang: Es tut mir Leid, dass ich so ein fürchterlicher Blogger bin. Mein letzter Post ist über einen Monat alt, und wenn ich behaupten würde, dass in dieser Zeit nichts Erzählenswertes passiert ist, dann wäre das gelogen.
Aber lieber spät als nie!

Am zweiten November-Wochenende bin ich nach Accra gefahren. Vor allem um meine beste Freundin dort zu treffen, aber um ehrlich zu sein waren die europäischen Restaurants auch eine große Motivation. Am ersten Tag haben wir eine kleine selbstgestaltete Sight-Seeing-Tour gemacht. Die Betonung liegt hier auf selbstgestaltet, denn wir sind auch dementsprechend weite Umwege gelaufen. Aber dafür haben wir auch einen ziemlich spektakulären Sonnenuntergang über dem Meer gesehen und sind dann ein langes Stück am Strand gelaufen. Da haben wir einen Ghanaer kennengelernt, der ein bisschen Deutsch sprechen konnte. Der hat uns am Strand entlang begleitet. Weil wir uns so lange durch den Sand gekämpft haben, ist es relativ schnell spät und dunkel geworden. Das war des Weiteren nicht schlimm, man musste sich nur ein bisschen mehr auf den Boden konzentrieren, damit man nicht über den Müll stolperte. Das war bis jetzt der mülligste Strand, den ich bis dato gesehen habe. Das liegt sicher mitunter daran, dass mitten am Strand, an der Steilküste, sich einige Leute sehr klapprigen Hütten gebaut haben, und dort leben. Von diesen Häusern kam uns auch eine Kuh wie  aus dem Nichts entgegengallopiert - eine der verrücktesten Dinge, die ich hier bisher erlebt habe.
Am Samstag haben wir uns nach einem Besuch auf dem extrem großen Markt auf den Weg zum Bojo Beach gemacht, weil wir uns dort mit meiner besten Freundin  treffen wollten. Wir hatten wirklich unverschämtes Glück - als wir gerade den Markt verlassen hatten, hielt neben uns ein Auto, in dem eine Amerikanerin und ein Ghanaer saßen, die hier in Ghana eine Hilfsorganisation leiten. Die beiden haben uns den Zwei-Stunden-Weg zum Beach gebracht und uns eine unbequeme Trotro-Fahrt erspart.
An dem Stand  habe ich dann nach guten zwei Monaten meine beste Freundin getroffen. Wir lagen ganz friedlich am Strand als plötzlich weit draußen auf dem Meer ein großer Platscher zu sehen war. Danach folgen mehrere kleinere. Ich dachte erst, es wären Delfine, bis ich geschnallt habe, dass dort ein großer Wal erst gesprungen ist, und dann mit seiner Schwanzflosse geschlagen hat. Das ist wahrscheinlich eines meiner Ghana - Highlights.  Ich meiner wer hat denn schon zufällig mal einen Wal gesehen?

Bevor ich erzähle, wie sich meine Vorweihnachtszeit in Ghana gestaltet, möchte ich noch kurz von einem zweiten Reise-Wochenende berichten: Nach Ada Foah.
In Ada Foah mündet der Volta River in den Atlantik  und es hat sich ein richtiges Fluss-Delta mit vielen Inseln gebildet. Deshalb ist das wichtigste Transportmittel hiee auch das Boot, docht gefolgt vom Motorrad.
Auf einer dieser Inseln war unser Hostel, im dem es zwar Betten und Mosquito-Netze gab, der Boden aber aus Sand bestanden und die Wände und Dächer aus Palmen geflochten waren. An diesem Wochenende haben wir viel am Strand gelegen und nichts getan.
Aber wir haben auch eine Bootstour das Delta hinauf gemacht. Unser erster Stopp war bei einem Mangroven Wald (ich glaube ich lebe in einer Arte-Dokumentation) und dann si.nd wir weiter zu der Krokodil - Insel gefahren. Die war ehrlich gesagt ein bisschen enttäuschend, denn es gab keine freilebenden Krokodile, sonder drei Große in einem eingemauerten Tümpel und mehrere Kleine in einer Tonne. Die konnten wir in die Hand nehmen und Fotos machen.
Danach sind wir weiter zur Ruminsel gefahren, auf der eine kleine Brennerei von Solomon betrieben wird. Es gab Mahagony-, Ananas-, und Bananenrum, den wir durchprobieren mussten. Dazu gab es frittierte Muscheln am Spieß. Es ist ein Wunder, dass sich niemand übergeben hat (ob von zu viel Rum vorm Mittag oder von den Muscheln überlasse ich der Fantasie).
Nach entsprechendem Rum-Konsum war die Rückfahrt auf alle Fälle eine sehr amüsante Angelegenheit.
Der einzig unangenehme Teil an diesem Wochenende war eigentlich die An- und Abfahrt über Accra, die Stadt des Dauer-Staus.

So, jetzt einige Worte zum Advent in Ghana: er ist quasi nicht-existent. Am Dezember-Anfang freuen sich erstmal alle, das der Weihnachtsmonat begonnen hat, aber danach ist es ein Monat wie jeder andere. Bei mir hier zu Hause haben wir allerdings einen selbstgemachten Adventskalender von einer ehemaligen Freiwilligen bekommen. Das ist hier eine total große Sache, denn das man einfach mal so ein kleines Geschenk bekommt, ist hier einfach nicht üblich.
Am Nikolaus haben wir zwei Weihnachtsmützen bekommen und einen riesen Spaß gehabt, damit mindestens tausend Fotos zu machen (ich glaube es waren eher zweitausend).
Auch Weihnachten selber wird hier nicht größer gefeiert,  als jeder andere Sonntag auch. Das heißt es gibt Fufu, und es wird in die Kirche gegangen, vielleicht nicht drei sondern sechs Stunden. Ich selbst werde deshalb an Weihnachten reisen.

Meine eigene Weihnachtsvorbereitung ist allerdings gar nicht so mager. Ich habe ein Adventspaket von zu Hause mit Marzipankartoffeln, Blätterkrokant, einer Lichterkette und einem Fröbelstern-Bastelset bekommen (Danke, Mama!). Damit habe ich mir meine eigene kleine Weihnachtsdeko organisiert.
Auch in der Schule habe ich versucht, ein bisschen Vorweihnachtsfreude zu verbreiten: Ich habe meinen Schülern ein paar einfache Weihnachtslieder beigebracht (Jingle Bells, We wish you a merry christmas und Ihr Kinderlein kommet auf Englisch) und ihnen die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Ich glaube das hat zumindest ein bisschen Weihnachtsstimmung in meiner Schule verbreitet.

So, jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich euch allen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünsche, denn die Chance, dass ich vor Silvester schreibe, sehe ich angesichts meiner bisherigen Blogging-Bilanz nicht sehr hoch.

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